Schmuck -Sommer Ötztal 2020

Still war es im Ötztal im Covi19-Frühling. Zeit, um im Stillen die Natur zu genießen. Beim Sammlen von Blüten, Blättern und Steinen konnte man eine neue, entschleunigte Erdung erleben. Wir waren Miteinander-Auseinander. In der Krise die Chance zu begreifen war der Grundtenor in den vergangenen Wochen. Wir haben neue Wege entdeckt und zu neuer Stärke gefunden. Mit der neuen Kreation “Schmuck-Sommer Ötztal 2020” habe ich versucht die Lichter und Farben, des Positive und Leuchtende, das Neue und das Alte einzufangen. Die Demut und Dankbarkeit für unsere Natur liegt in jedem einzelnen Schmuckstück.

Hinter dem Fenster

Geschichten, die passiert sind, so passieren könnten oder so passieren sollten

Meine Mutter war eine Meisterin im Erfinden von Spielen. Kosten durften die Spiele nicht viel, unterhaltsam sollten sie sein und sie sollten mich fördern. Mutti, geboren 1934, gehörte zur Kriegsgeneration. Ihr war wohl bewusst, dass Materielles und Besitz schneller vergehen kann, als man es sich vorstellen kann. Wissen, Bildung, Können und Achtsamkeit gegenüber dem Nächsten, das waren die Dinge, die einem niemand nehmen konnte. Die galt es zu fördern. Kein Wunder, dass mit jetzt, in der Zeit von Corona, eines ihrer Spiele wieder eingefallen ist. So hat sie eine Abwandlung von „Ich sehe was, was du nicht siehst“ entwickelt. Es geht ganz einfach: Such´ dir ein Fenster aus und frage dich:“ Wer wohnt hinter diesem Fenster? Wie sieht es dahinter aus? Was macht dieser Mensch?“ Dabei hat sich meine Mutter die wunderbarsten Geschichte ausgedacht. Geschichten, die Mut machen. Geschichten, gegen die Angst. Geschichten von Müttern mit Zauberkräften und Vätern, die Superhelden waren. Geschichten zu Lachen, zum Nachdenken und zum Lernen.

Heute, am 10. Tag der Ausgangssperre, sitze ich am Balkon frage mich:“ Wer wohnt hinter dem Fenster oben links?“ Heute sehe ich die Dinge nüchterner, realistischer und vielleicht auch pessimistischer. „Wer wohnt hinter dem Fenster oben links?“ Eine alte Frau, die schon lange keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie hat. Deren einziger Kontakt die Pflegerin ist, die täglich kommt, um ihren offenen Fuß zu verbinden? Der Vater, der seine Arbeit verloren hat, weil eine Maschine rationeller arbeitet? Die Alleinerziehende Mutter, die zwei Jobs hat und dennoch nicht weiß, wie sie ihrem Sohn das heißbegehrte Spielzeug kaufen soll? Die Familie mit zwei Kindern und Hund, bei der alles wunderbar scheint? Die Mittfünzigerin, die von einer bescheidenen Invalidenrente lebt und als sonderbar gilt? Die 13-jährige, die einem It-Girl nacheifert, auf das Essen verzichtet und nur mehr Wasser trinkt? Der Witwer, der seine Frau nach vierzig Jahren Ehe verloren hat und nun in eine Altersheim übersiedeln soll? Der 10-jährige, der alle Spielkonsolen besitzt, aber seine Eltern kaum sieht? Oder doch eine Mutter mit Zauberkräften, die aus einer warmen Milch einen Zaubertrank brauen kann? Oder doch der Vater, der mit Superkräften seinen Kindern eine uneinnehmbare Burg aus Karton baut?

Mit Geschichten, realen und fiktiven, mit aufbauenden und niederschmetternden, mit schönen und traurigen, mit farbenlustigen und dunkelseeligen, schaue ich mit „Hinter dem Fenster“ hinter die Fenster.

Hinter dem Fenster – unter dem Regenbogen